Günter Martins, der zur gleichen Zeit wie
Heinz Amler im Gefängnis Potsdam-Leistikowstraße
inhaftiert war, erinnert sich an die
Urteilsverkündung
und die Tage danach:
„Am dritten Tag dann die Urteilsverkündung.
Wir mussten uns von den Bänken
erheben und bekamen in russischer
Sprache das Urteil verlesen.
Dann die Übersetzung:
Amler = Tod durch Erschießen, Teichert = Tod
durch Erschießen, Martins = 15 Jahre ver- schärfte
Haft (war ich froh!!!) …
Nicht lange danach … wurde ich in eine größere
Zelle gebracht, die Zelle der Verurteilten,
die hier auf ihren Abtrans- port
warteten …
Die Frauen kamen in andere Sammelzellen
und die zum Tode verurteilten Häftlinge in
einen Spezialbau außerhalb unseres Gebäudes.
Das war uns bekannt, da zwei Freiwillige
unserer Sammelzelle berichteten, dass sie
über den Hof geführt worden seien, um in
einem separaten Keller die Toiletteneimer der
Todeskandidaten zu entsorgen. Sie erzählten,
dass vor deren Einzelzelle in Holzkisten Bekleidungsstücke
lagen. Es war anzunehmen,
dass diese Todes- kandidaten in den Zellen
nackt waren, damit sie nicht Selbstmord begehen konnten.“
Quelle: Günter Martins: Ruki nasad, S. 19 f.