„In diesen Wochen ging meine Kindheit,
meine Jugend abrupt zu Ende. Die Tage
quälten sich dahin. Müdigkeit, Angst,
Schrecken vor dem morgigen Tag, das
Rasseln der Schlüsselbunde in den
Türschlössern, das Zuschlagen der metallenen
Gittertüren, die die einzelnen
Stockwerke vom Treppenhaus abriegelten,
das Knallen der Türen, das ‚Dawaj!‘,
Nacht für Nacht! Und jeden Abend um
22 Uhr, in Moskau Mitternacht, ertönte
die sowjetische Hymne, Drohung und
Erleichterung zugleich, war sie doch
das Signal, sich endlich hinlegen zu
dürfen, aber auch das Signal, wehrlos
fremden Mächten ausgeliefert zu sein.“
Quelle: Bodo Platt: Sobirai weschtschi!, S. 22