Die Geschichte des Potsdamer KGB-Gefängnisses
in der Leistikowstraße wird auch in Russland allmählich
bekannt gemacht. Ausdrücklich wird sie in
der Ausstellung „Zwischen zwei Diktaturen“
erwähnt, die das Wissenschaftliche Informationszentrum
MEMORIAL St. Petersburg seit Oktober
2000 in seinen Räumen zeigt. Als sichtbarer
Verweis auf die Potsdamer Ausstellung, an der die
Petersburger mit Rat und Material tatkräftig mitgewirkt
haben, hängt die Kopie einer Fahne dieser
Ausstellung dort von der Decke.
Beim Besuch dieser Ausstellung befindet man
sich räumlich tatsächlich zwischen zwei Diktaturen:
im ersten Raum (1917–45) zwischen Sowjetrussland/Sowjetunion und dem nationalsozialistischen
Deutschen Reich, im zweiten Raum
(1945–90) zwischen Sowjetunion und SBZ/DDR. Schwarz gestrichene Holzplatten hängen an
Eisenstangen schräg von den Wänden herab und
geben ein erdrückendes Gefühl. Auf den Platten
sind Texte, Fotos und Grafiken aufgeklebt.
Der inhaltliche Schwerpunkt liegt auf den Orten
der Repression, den Lagern, Gefängnissen und
psychiatrischen Anstalten: Solowki, Kolyma,
Wladimir; Dachau, Mauthausen, Auschwitz; Potsdam,
Hoheneck, Bautzen – um nur einige der mehr
und weniger bekannten Beispiele zu nennen. Zu
jedem Ort werden Biografien von Häftlingen vorgestellt,
besonders ausführlich die der Dissidenten
Andrej Sacharow und Robert Havemann. Auch die
Wechselbeziehungen zwischen beiden Ländern
finden Beachtung, vor allem der Umgang mit
Kriegsgefangenen und Zwangsarbeitern. Weniger
erfährt man über die Struktur der Täterorgane,
über die Mechanismen des Terrors.
Eine Kopie der Ausstellung wurde bereits im
südrussischen Woronesh und in Syktywkar, der
Hauptstadt der Autonomen Republik Komi, in der
auch Workuta und andere ehemalige Lagerstädte
liegen, gezeigt.