In den nächtlichen Verhören wurde auch einmal der
Versuch gemacht, ihn als Spitzel für den sowjetischen
Geheimdienst zu gewinnen:
„Irgendwann wurde ich wieder hochgeholt zu diesem
Kapitän. Da sagt er ‚Nun Herr O. Jetzt will ich mal
ganz was anderes. Ich habe gesehen, mit Ihnen kann
man reden. Sie sind intelligent. Sie sind doch nicht
auf den Kopf gefallen. Sie haben jetzt die Möglichkeit,
recht bald hier rauszukommen. Wollen Sie mit uns
zusammenarbeiten?‘ Ach so, jetzt ging’s schon los:
Ich kriegte plötzlich ein paar belegte Brötchen vorgelegt
mit Fleischsalat. Ich kriegte plötzlich ’ne schöne
Tasse Tee. Ich durfte auch ’ne Zigarette rauchen … Ich
sollte für die Leute arbeiten. Ich sollte in andere Zellen
gesteckt werden, sollte dort die Leute aushorchen,
Zellenspitzel. Ist ja bekannt, wie das so gemacht wird.
Klopfer nannten wir es dann in Russland. Und da war
ich nicht der geeignete Partner. Ich habe ihnen klipp
und klar gesagt: ‚Kommt für mich nicht in Frage.‘ Und
da gingen die Scheuklappen plötzlich runter. Mein
Fleischsalat, den ich noch nicht aufgegessen hatte,
der verschwand. Ich fand mich plötzlich unter seinem
Tisch wieder, weil ich einen ordentlichen Genickschlag
gekriegt hatte. Der hat mich dort ganz schön
zusammengeschlagen … Die in dieser Nacht erfolgte
Eintragung in meinen Unterlagen bewirkte, dass ich
1955 nicht mit den anderen Kameraden nach Hause
entlassen wurde, sondern den Behörden der DDR zur
weiteren Verbüßung meiner Haftstrafe übergeben
wurde. Diese endete erst 1960 nach weiteren fünf
Jahren in den Gefängnissen Bautzen und Brandenburg.“