Frau Müller glaubt, verhaftet worden zu sein, weil
sie einem fremden Mann ihre Adresse gab:
„Ich wurde gefragt nach dem Weg, nach einer
Straße, irgendwann im Mai ’47. Und dann hab’
ich gesagt: ‚Ach, wissen Sie, bevor ich Ihnen das
alles erkläre … wir haben ja den gleichen Weg …‘
Ach so, und der sagte, dass er aus Ostpreußen ist
und seine Familie sucht, und das wäre der einzige
Anhaltspunkt, um von seiner Familie was zu
erfahren. Da wohne ’ne Freundin
von ihm. Na ja,
und als wir da ankamen, da sagte ich zu ihm: ‚Sie
sehen ja, hier wird alles geräumt, hier zieht der
Russe ein, hier können wir nicht stehenbleiben …‘
Und dann hat er gesagt, nein, er geht mit zurück,
und dann geht er morgens zur Kommandantur,
zur russischen Kommandantur,
und wird fragen,
wo er die Leute finden könnte. Und dann habe
ich gesagt: ‚Ja, tun Sie das mal, der Kommandant
hat von 11 bis 12 Sprechstunde.‘
Der hatte Sprechstunde
für Deutsche. Ja, und das war alles.
Und dann sagte ich: ‚Und was machen Sie
dann?‘ Ja, dann geht er zurück in die amerikanische
Besatzungszone.
Und dann sagte ich ihm
noch: ‚Ach, dann schreiben Sie mir doch, wie Sie
über die Grenze gekommen sind.‘ Na ja, und dadurch
hatte er meine Adresse gehabt.
Er hat dann nachher [als die beiden sich im Gefängnis wieder
begegneten]
bloß mal zu mir gesagt, er ist furchtbar
geschlagen worden, und dann hat er gesagt,
dass er mich anwerben wollte …“