In seinen Erinnerungen schreibt Günter Martins,
der zur gleichen Zeit wie Adolf Herbig im Gefängnis
Potsdam-Leistikowstraße inhaftiert war:
„Tribunal und Urteil … Ich sah drei Frauen mit ungepflegten
Frisuren und ebenso abgerissener
Bekleidung wie meine und einen Mann, den ich
erst auf den zweiten Blick als Adolf Herbig erkannte.
Der fehlende linke Arm und die kräftige
Nase, die ihm den Spitznamen ,Giebeladolf‘ eingebracht
hatte, ließen keinen Zweifel aufkommen.
Er war es. Auch er erkannte mich nicht gleich. So
sehr hatten wir uns in diesem ,Sanatorium‘ zum
Nachteil verändert.
Nicht lange danach [nach der Urteilsverkündung]
… wurde ich in eine größere Zelle gebracht,
die Zelle der Verurteilten, die hier auf ihren Abtransport
warteten … Mit dem Adolf [Herbig]
konnte ich nun alles Erlebte austauschen, wir
waren froh, bis hierher erst mal alles überstanden
zu haben. In dieser Sammelzelle wurde viel
gelacht, so komisch das auch klingen mag. Nach
russischem Rechtsempfinden waren wir, da
geständig und verurteilt, nun wieder bessere
Menschen und wurden besser behandelt (nur der
uneinsichtige Untersuchungsgefangene wird mit
harten Händen angefasst).“
Quelle: Günter Martins: Ruki nasad, S. 18 f.