Witold Abankin

Witold Abankin
geb. 1946 in Ejsk

15.6.1946Geboren in Ejsk/Krasnodarskij Kraj, RSFSR
1962Verließ die Schule aus Protest gegen die blutige Niederschlagung der Arbeiterunruhen in Nowotscherkassk und nahm Arbeit in einer Fabrik an
Okt. 1965Einberufung in die Sowjetarmee, Stationierung in der DDR
1./2.8.1966Gemeinsam mit Wiktor Tschesnokow Flucht in Richtung Westberlin
4.8.1966Festnahme im unmittelbaren Grenzbereich

Untersuchungshaft im Gefängnis Potsdam-Leistikowstraße
19.10.1966Verurteilung durch das Militärtribunal 75092 zu zwölf Jahren Lagerhaft, die er in den mordwinischen Lagern, im Lager Perm sowie im Gefängnis von Wladimir verbüßte

Beteiligte sich an zahlreichen Protestaktionen von Dissidenten
Aug. 1978Entlassung und Rückkehr nach Rostow am Don
seit 1990Mitwirkung an Gedenkveranstaltungen für die Opfer von Nowotscherkassk und den 1972 im Lager verstorbenen Dissidenten Jurij Galanskow

Niederschrift seiner Erinnerungen in mehreren Büchern
2000Witold Abankin besucht erstmals nach seiner Verurteilung wieder das Gefängnis Potsdam-Leistikowstraße

„In den Lagern führte ich die gesamte Zeit über einen aktiven Lebenswandel. Ich beteiligte mich an Hungerstreiks, Streiks, schrieb Proteste, Appelle, Beschwerden. Im Lager Nr. 36 [in Perm] bereitete ich die Flucht vor, aber wir wurden verraten. Ich verbreitete Flugblätter, ich hisste auf dem Lagerhauptquartier die UN-Flagge, kam dann für drei Jahre ins Gefängnis Wladimir und kämpfte auch dort gegen die Willkür, so gut ich konnte … In Mordwinien saß ich mit Jurij Galanskow, dessen sterbliche Überreste 1991 nach Moskau überführt wurden … Auf dem Majakowskij- Platz, wo Jurij sein ‚Menschheits-Manifest‘ verlesen hatte, veranstalteten wir ein Meeting zu seinem Gedenken …

In der gesamten Zeit habe ich 455 Tage im Karzer gesessen. Ich saß 45 und 30 Tage hintereinander. Ich hungerte mehr als 135 Tage. Ein Hungerstreik dauerte 35 Tage. Eineinhalb Jahre saß ich in der Strafzelle und drei Jahre in Wladimir. In der gesamten Zeit schrieb ich 1.670 Beschwerden und Appelle. Einige Male haben sie mir mit einer neuen Freiheitsstrafe gedroht.“

Ich bin glücklich, dass ich in den Lagern
berühmte politische Häftlinge
kennengelernt habe. Ich bin glücklich, dass
das Schicksal mein Leben so gefügt hat.
Ich bedauere nichts.
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