Johannes O.

Johannes O.
geb. 1925 in Dresden

1925Geboren in Dresden
1943Nach dem Abitur als Soldat zur Luftwaffe
1.5.1948Verhaftung eine Woche vor der geplanten Hochzeit unter dem Vorwand, einen verhafteten Bekannten zu identifizieren

Fünf Monate Untersuchungshaft, zunächst in Weimar, dann im Gefängnis Potsdam-Leistikowstraße
11.10.1948Verurteilung zu 25 Jahren Lagerhaft wegen angeblicher Spionage und Gruppenbildung

Mehrere Monate Haft in Sachsenhausen
1949Deportation nach Inta (Sowjetunion)
1955Rückkehr nach Deutschland
1955–1956Weitere Haftverbüßung in der DDR, zunächst für ein Jahr in Bautzen
Dez. 1956Beginn der Haft in Brandenburg
Nov. 1960Entlassung

Studienausbildung zum Russisch-Übersetzer

Blieb in Dresden, weil er seine Eltern nicht zurücklassen wollte
21.11.1994Rehabilitierung durch die Generalstaatsanwaltschaft der Russischen Föderation

Johannes O. lebt heute mit seiner Frau in Radebeul

In den nächtlichen Verhören wurde auch einmal der Versuch gemacht, ihn als Spitzel für den sowjetischen Geheimdienst zu gewinnen:

„Irgendwann wurde ich wieder hochgeholt zu diesem Kapitän. Da sagt er ‚Nun Herr O. Jetzt will ich mal ganz was anderes. Ich habe gesehen, mit Ihnen kann man reden. Sie sind intelligent. Sie sind doch nicht auf den Kopf gefallen. Sie haben jetzt die Möglichkeit, recht bald hier rauszukommen. Wollen Sie mit uns zusammenarbeiten?‘ Ach so, jetzt ging’s schon los: Ich kriegte plötzlich ein paar belegte Brötchen vorgelegt mit Fleischsalat. Ich kriegte plötzlich ’ne schöne Tasse Tee. Ich durfte auch ’ne Zigarette rauchen … Ich sollte für die Leute arbeiten. Ich sollte in andere Zellen gesteckt werden, sollte dort die Leute aushorchen, Zellenspitzel. Ist ja bekannt, wie das so gemacht wird. Klopfer nannten wir es dann in Russland. Und da war ich nicht der geeignete Partner. Ich habe ihnen klipp und klar gesagt: ‚Kommt für mich nicht in Frage.‘ Und da gingen die Scheuklappen plötzlich runter. Mein Fleischsalat, den ich noch nicht aufgegessen hatte, der verschwand. Ich fand mich plötzlich unter seinem Tisch wieder, weil ich einen ordentlichen Genickschlag gekriegt hatte. Der hat mich dort ganz schön zusammengeschlagen … Die in dieser Nacht erfolgte Eintragung in meinen Unterlagen bewirkte, dass ich 1955 nicht mit den anderen Kameraden nach Hause entlassen wurde, sondern den Behörden der DDR zur weiteren Verbüßung meiner Haftstrafe übergeben wurde. Diese endete erst 1960 nach weiteren fünf Jahren in den Gefängnissen Bautzen und Brandenburg.“

„,Wollen Sie mit uns zusammenarbeiten?‘
Ach so, jetzt ging’s schon los: Ich kriegte plötzlich ein paar
belegte Brötchen vorgelegt mit Fleischsalat.
nach links nach rechts